Das kommunistische Polen, 1984. Die alleinerziehende Mutter teilt den ahnungslosen knapp fünfzehnjährigen Zwillingen Marta und Tomek mit: «Übermorgen fahren wir nach Deutschland. Für immer.» So beginnt der autobiographisch basierte, fesselnde Debütroman der Bündner Psychiaterin und Forensikerin Monika Hürlimann. Für die Protagonistin ist der vermeintlich bessere Westen, dessen Sprache ihr fremd ist, alles andere als bunt und sorgenfrei. In Rückblenden erfährt der Leser auch einiges über den Widerstand der polnischen Arbeitergewerkschaft «Solidarność» der 1980er Jahre, über die Nahrungsmittelknappheit trotz Rationierungsmarken und «Gleichheit» für alle. Rasch taucht man ein in Martas Welt und begreift, worin sich eine Emigration auf illegaler Basis und ohne eine Alternative von einer solchen aus freien Stücken unterscheidet. Dies vor allem, als die Protagonistin nach dem Abitur in Kiel und dem Medizinstudium im Berlin der ersten Stunde nach der Wiedervereinigung Deutschlands in die Schweiz geht. Hier findet sie schliesslich ihre Heimat, und als sie auch noch via Internet ihren zweiten Ehemann kennenlernt, ihre grosse Liebe, endlich auch ihr Glück. Als die Lebenslüge von Martas Mutter 30 Jahre nach der Emigration enthüllt wird, wird ein besonderes Schicksal aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg zutage gefördert. Die Recherche der Tochter offenbart die historische Tragweite des Geheimnisses. Mehr über den dichten zeitgeschichtlichen Roman findet sich unter:
www.monikahuerlimann.ch
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