In memoriam: Werner Stauffacher (1931–2023)

Forum
Ausgabe
2023/37
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.22123
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(37):25

Publiziert am 13.09.2023

Nachruf Werner Stauffacher prägte mit seinen Visionen über Jahrzehnte das Departement Innere Medizin am Universitätsspital Basel. Darüber hinaus beeinflusste er mit seinem Engagement die medizinische Forschung in der Schweiz massgeblich.
Am 15. August 2023 verstarb nach längerer Krankheit Prof. Dr. med. Werner Stauffacher.
Nach seinem Medizinstudium in Basel und einem Forschungsaufenthalt in den USA an der Harvard Medical School widmete er sich der experimentellen Diabetologie im Labor von Alber Renold an der Universität Genf. Er blieb aber auch als Internist in der Klinik von Alex F. Müller in Genf aktiv, und wurde 1972 zum Co-Chefarzt der Medizinischen Klinik des Inselspitals Bern gewählt. Im Jahr 1976 wurde er Nachfolger von Fritz Koller als Chefarzt und Vorsteher des Departements Innere Medizin am damaligen Kantonsspital Basel.

Fortschrittliche Strukturen geschaffen

Er kam bald zur Einsicht, dass es nicht mehr zeitgemäss war, an veralteten Strukturen der Inneren Medizin festzuhalten, und dass die Spezialitäten mehr Gewicht innerhalb des Departements bekommen mussten. So erweiterte er mit einem bemerkenswerten Gespür für notwendige Veränderungen Schritt für Schritt die etablierten Spezialgebiete. Durch geschickte Organisation und Berufung von fähigen und loyalen Kaderleuten schuf er eine Win-win-Situation für die Innere Medizin und ihre Spezialgebiete. Er war unermüdlich darauf aus, junge Nachwuchsleute zu fördern und der medizinischen Forschung ihren gebührenden Platz einzuräumen.

Ein grosser Unterstützer der Forschung

In all seinen Funktionen, sei es als Dekan an der Medizinischen Fakultät, als Forschungsrat sowie Präsident der Abteilung Biologie und Medizin des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) oder als Präsident der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), engagierte er sich für junge Forschende und qualitativ hochstehende medizinische Forschung in der Schweiz. In der SAMW trieb er das Projekt «Zukunft Medizin Schweiz» tatkräftig voran, unter besonderer Berücksichtigung neuster Technologien und der Frage der Patientensicherheit. In zahlreichen weiteren Gremien und Kuratorien brachte er sich tatkräftig mit dem Grundgedanken ein, eine bessere Medizin zu gestalten. So konnte er in einer Vorsitzfunktion beim MD-PhD-Programm des SNF, der Roche Research Foundation und der Helmut Horton Stiftung den Nachwuchs und die medizinische Forschung fördern. Typisch für Stauffacher war, dass er sich minutiös auf die vielen Sitzungen vorbereitete. Die vielfältigen Aufgaben in diesen Funktionen bewogen ihn dazu, für die Forschung im Hintergrund zu wirken und andere zu fördern. Das war sein Credo, und das machte ihn und das Departement Innere Medizin stark. Und er wusste stets, was er wollte!
Neben den etablierten Spezialitäten schuf er 1991 in Basel als drittem Schweizer Universitätsspital eine Abteilung und später Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene. Er war zudem massgeblich daran beteiligt, dass die Pflegewissenschaften an der Medizinischen Fakultät etabliert wurden.
Im Jahre 1994 trat Stauffacher als Departementsvorsteher und 1996 als Chefarzt der Medizinischen Klinik A zurück. Anschliessend war er noch bis 1997 kommissarischer Vorsteher des Departementes Forschung. In dieser Funktion setzte er massgebende Akzente für dessen weitere Entwicklung.
Für seine unermüdliche und effektive Förderung der medizinischen Forschung in der Schweiz erhielt er 2002 den Dr. h.c. der Universität Genf.
Seine Tugenden wie Korrektheit, Pünktlichkeit und Loyalität waren Vorbild für die Mitarbeitenden des Departements. Offene, unprätentiöse und ehrliche Diskussionen für das bessere Argument waren wichtiger als egozentrisches Getue.
Nach seinem Rücktritt wurde es ruhig um Werner Stauffacher. Man begegnete ihn und seiner Frau im Theater Basel und er wurde ein genauer Beobachter unserer Gesellschaft. Eher unerwartet widmete er sich in den letzten Jahren gesellschaftspolitischen Themen. So war er häufiger Leserbriefschreiber in der «Basler Zeitung». Er ärgerte sich in seinen Beiträgen unter anderem über national-konservative Denkmuster und über fehlenden Anstand bei gewissen Politikern.
Wir denken gerne an die Begegnungen mit ihm zurück. Für seine Wertschätzung bleiben wir ihm dankbar.
Ulrich Keller, Prof. em. Dr. med.
Jürg Schifferli, Prof. em. Dr. med.
André Perruchoud, Prof. em. Dr. med.

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