3D-Druck Innovation made in Switzerland: Am Universitätsspital Basel (USB) wurde einem Patienten eine künstliche Schädeldecke implantiert, die das USB eigens für ihn hergestellt hat. Massgeblich an diesem Erfolg beteiligt war der Chefarzt der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Prof. Dr. Dr. med. Florian Thieringer.
2016 gründete er die Forschungsgruppe Medical Additive Manufacturing (Swiss MAM) am Department of Biomedical Engineering der Universität Basel. Gleichzeitig wurde Thieringer Co-Direktor des 3D Print Labs am USB. Die hausinterne Produktion bietet einige Vorteile: «Von der Diagnostik über die Indikationsstellung, das Design, die Herstellung, die Nachbearbeitung, die Aufbereitung und die Operation können wir am USB alles aus einer Hand anbieten. Durch individuelle Implantate stellen wir perfekt die Patientenanatomie wieder her und beschleunigen wesentlich die Herstellungsdauer.» Dem USB ist es als erstem Spital in Europa gelungen, im 3D-Druckverfahren Implantate zu produzieren, die den Ansprüchen der Medical Device Regulation (MDR) der Europäischen Union erfüllen.
Prof. Dr. mult. Florian M. Thieringer
Beim Anfertigen eines patientenspezifischen Implantats sei vor allem die Wahl des Materials entscheidend: «Wir verwenden sogenanntes PEEK. Dieser Hochleistungskunststoff findet in der Medizin schon längere Zeit Anwendung. Er ähnelt biomechanisch Knochen, ist biologisch verträglich und sehr gut für die Herstellung von 3D-Implantanten geeignet.» Im Gegensatz zu Metallimplantaten komme es bei Kunststoffimplantaten weniger zu Missempfindungen beim Patienten, etwa bei Kältereizen. Ein weiterer Vorteil bestehe darin, dass Kunststoffimplantate keine negativen Auswirkungen auf Bildgebende Verfahren haben: «Das ist gerade bei Tumorpatienten wichtig, die sich in der Nachsorge befinden.»
Florian Thieringer sieht für die Zukunft noch weitere Anwendungsmöglichkeiten für den 3D-Implantatdruck: «Wir streben in den nächsten Jahren die Herstellung und Qualifikation von Implantaten für andere Körperregionen wie etwa das Gesichtsskelett an.» Der Bereich der regenerativen Chirurgie sei besonders vielversprechend: «Es gibt bereits interessante Ansätze mit selbstauflösenden Implantaten. Damit könnte man Knochenbrüche versorgen und würde sich somit einen erneuten Eingriff sparen.» Aber auch Knorpel- oder Hautzellen könnten eines Tages aus dem 3D-Drucker kommen. Erste Versuche hierzu laufen bereits am 3D Print Lab.