Als wir in Fréjus eintrafen und niemand Anstalten machte, auszusteigen, kam uns dies merkwürdig vor. Wir sahen kein Bahngebäude und fragten die Mitfahrer, ob wir in Fréjus seien, was sie bejahten. Warum steigt denn niemand aus? Sie würden halt weiterfahren, antworteten sie. Kann man das denn? Ja, lautete die Antwort. Silvia ging zur Türöffnung, um auf den Bahnsteig zu schauen, während ich mit dem grossen Koffer unruhig sitzen blieb. Als sie zwischen den Türflügeln stand, wurden ihre Unentschlossenheit und ihr Zögern energisch beendet – die Türen schlossen sich und spuckten sie aus mehr als einem Meter Höhe auf den asphaltierten Weg. Ich blieb ohne Geld, Handy und Ahnung, in welchem Hotel wir übernachten sollten, und mit meinen rudimentären Französischkenntnissen im Zug. Meine Unruhe stieg. Silvia wurde raus-, ich fühlte mich aufgeschmissen. Zum Glück bemerkten nicht nur die Ausgestiegenen, sondern auch der Lokführer, was passiert war, weshalb er nicht losfuhr. Die Türe wurde wieder geöffnet, so dass ich aussteigen und mich um meine Frau kümmern konnte, die inzwischen aufgestanden war und sich frei bewegte. Anstelle des Mannes mit dem Gichtanfall, hielt sie nun ihr linkes Handgelenk. Sie klagte über Schmerzen und lachte, jetzt sei sie daran, den Arm zu halten und zu jammern. Ich benutzte ihren Schal, den sie zufällig bei sich trug, um das Handgelenk notdürftig zu fixieren. Sofort tat es ihr auch weniger weh. Wir gingen zu Fuss ins nahegelegene Hotel. Unterwegs realisierten wir, dass gegenüber der Stelle, an der wir ausgestiegen waren, etwas erhöht auf der anderen Seite der Geleise, sich ein hübscher Jugendstilbahnhof befand. Aus dem Zug hatten wir ihn nicht sehen können.