Zusammenfassende Thesen zur Berücksichtigung bei Planung und Umsetzung
der NCD-Massnahmen – nicht abschliessend
1. Ärzte sind fähig und interessiert, Gesundheitsförderungs- und Präventions-Tätigkeiten in einem interprofessionellen und integrativen Netzwerk-Ansatz auszuführen. Ärzte-Organisationen unterstützen diese Interprofessionalität, wie beispielsweise anlässlich des 2016 KHM-Jahreskongresses aufgezeigt.
2. Ärzte haben in hohem Masse Zugang zur Bevölkerung (75–80% der Schweizer Bevölkerung geht mindestens einmal im Jahr zum Arzt, Kinder sogar noch häufiger) und verfügen daher über gute Möglichkeiten, aktiv zu werden (windows of opportunity). Grundversorger beispielsweise begleiten ihre Patienten über einen langen Zeitraum und können so aktiv in Gesundheitsförderungs- und Präventions-Aktivitäten involviert sein. Auch die pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen sind zentral für die kontinuierliche Primär-, aber auch Sekundärprävention, um bereits in frühstem Alter die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten positiv zu beeinflussen. Weiter können Gynäkologen anlässlich der Jahreskontrollen ebenfalls präventive Aspekte wahrnehmen. Diese Auflistung ist beliebig erweiterbar.
3. Ärzte werden von der Bevölkerung als Experten und vertrauenswürdige Akteure im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention wahrgenommen. Aus internationaler Perspektive sind Schweizer Ärzte in der Tat in führender Position bezüglich Vertrauenswürdigkeit, wie kürzlich eine Studie von Blendon zeigte [12].
4. Ärzte verfügen über Kompetenzen und Fertigkeiten im Bereich Kommunikation, welche auf verschiedenen Ebenen
der professionellen Aus-, Weiter- und Fortbildung gelehrt werden; Übermittlung und Übersetzung von Informationen (z.B. zu Risiken und Chancen) ist unabdingbar für Counselling im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention. Ärzte-Organisationen bieten dazu günstige Strukturen für Lehre und Ausbildung in diesen Fertigkeiten.
5. Ärzte-Organisationen bieten die bestabgestützte Evidenz, die für Abläufe im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention vorhanden ist. Dies beispielsweise mit der Erarbeitung von Guidelines und evidenzbasierten Programmen zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsthemen, die von der gesamten Ärzteschaft genutzt werden können.
6. Gewisse Bevölkerungsgruppen sind speziell gefährdet für NCDs: So finden sich in bildungsferneren Bevölkerungsgruppen oder manchen Migrationsgruppen z.B. vermehrt Übergewicht, schlechte Ernährung und ein höherer Tabakkonsum, und Vorsorgeuntersuchungen werden eher selten in Anspruch genommen [13]. Angesichts spezifischer Bedürfnisse gewisser Bevölkerungsgruppen dürfen Adaptationen nicht vergessen werden, die es den Ärzten ermöglichen, auch diese Gruppen präventiv so gut wie möglich zu erreichen und besagten Gruppen den Zugang zu präventivem Wissen zu erleichtern (z.B. Sprachbarrieren-Abbau durch interkulturelle Dolmetscher/-innen).
7. Über die Art der finanziellen Abgeltung der ärztlichen Leistungen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sollte nach Diskussion im Rahmen der Umsetzung der Massnahmen ein Konsens erreicht werden, der zwingend Berücksichtigung finden sollte.