Aus alten Folianten und Dokumenten riecht es nach flüchtigen organischen Verbindungen, entstanden aus dem Zerfall von Zellulose und Lignin. Stockfleckig, süsslich und floral, nach Vanillin und Mandeln. Tintenfrass und Säure, Licht und Feuchtigkeit sorgen für ein üppiges Mikrobiotop. Silberfischchen, die lichtscheuen Hausbewohner, schätzen den stärkehaltigen Klebstoff oder löschen Buchstaben und ganze Textabschnitte. Wächst ein Pilzrasen heran, wird dieser von Milben und Bücherläusen abgeweidet. Das Raubtier der Bücherwelt, der König der Nahrungskette, ist der Buchskorpion. Wenige Millimeter gross, ohne Schwanz und Stachel, spritzt er sein Gift mit den Scheren in seine Beute. Er beisst ein Loch in die Schale, pumpt Verdauungssaft hinein und saugt das Tier aus. Schon Aristoteles hat das Spinnentier mit seinen acht Beinen beschrieben. Landet eine Fliege auf dem Buchregal, klammert er sich an ein Fliegenbein und sucht sich ein neues Jagdgebiet. Sind die Buchdeckel aus Holz, kommen auch Nagekäfer und Buchwürmer auf ihre Rechnung. Die Mischung aus Holzmehl, Kot, Sporen, Milben und Bücherstaub kann bei Archivaren zu Allergien der Haut und Atemwege führen. Nicht unbedingt so tödlich, wie Moers’ lebende Bücher, die Bisswunden zufügen, kriechend, krabbelnd und flatternd, blutgierigen Ratten, Spinnen und Fledermäusen gleichen, toxisch sind oder in den Wahnsinn treiben.