Globalbudget – den Esel nicht am Schwanz aufzäumen
Brief zu: Kesseli B. Globalbudgets – eine Scheinlösung? Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(47):1562–5.
... sondern am Kopf! Alle diejenigen, welche aus dem grossen Topf leben, der von ihren Mitmenschen z.T. unter Ächzen und Stöhnen mit ihren Krankenkassenbeiträgen genährt wird, könnten, anstatt mit einer Expertenkonferenz das Globalbudget schon einmal als Teufel an die Wand zu malen, sich ja an der Nase nehmen und darüber nachdenken, wie ein Globalbudget vermieden werden könnte, um dann auch danach zu handeln. Das schliesst alle Zulieferer mit ein, aber das Orchester dirigieren doch die Ärzte, denn sie bestimmen, was der Patient an Behandlung braucht. Und darum ist hier mit den Ärzten zu beginnen.
Es ist schon eine Binsenwahrheit, wie viel Sparpotential in den häufigst durchgeführten, zur vereinfachten Routine gewordenen Eingriffen, begonnen bei der Kataraktoperation, ferner bei der nun mit der TARMED-Revision massiv in die richtige Richtung zurückgestuften Injektionsbehandlung der altersbedingten Maculadegeneration, dann bei den überaus häufig durchgeführten Knie- und Hüftgelenkeingriffen usw. liegt. Wie viel zu holen wäre dann bei den einträglicheren Fachgebieten, wenn die Tarife nicht so weit als möglich ausgereizt würden? Wenn RR Maillard vorschlägt, in der Waadt Ärzteeinkommen bei Fr. 500 000.– zu deckeln, bleibt dies von einem SP-Politiker ja geradezu ein menschenfreundliches Angebot. Aber über dieses Niveau sollten auch die Gehälter der CEOs der Krankenkassen, welche ja doch eigentlich eine Sozialversicherung und nicht ein Privatunternehmen sind, nicht gehen.
Und so nebenbei: Ist es nicht geradezu peinlich für uns Ärzte, wenn mit einem ganzseitigen Inserat in der Schweizerischen Ärztezeitung [1] ein Porsche E-Performance mit 680 PS – «angetrieben durch Vernunft» – angeboten wird, offenbar mit der Vermutung, in unserer Gilde finde sich die Kundschaft für solche Unvernunft zuhauf?
Sehr viel kann und muss aber auch bei den Zulieferern eingefordert werden, für teure bis zu hunderttausende von Franken und mehr kostende Geräte mindestens den Preisen angenähert, wie sie im Ausland bezahlt werden. Dasselbe gilt für Prothesen, darunter z.B. auch für intraokulare Linsen, die man in Indien für Bruchteile der bei uns bezahlten Beträge beziehen könnte – ich höre den Aufschrei! Und das gilt dann vor allem auch für das enorme Potential bei den Medikamenten. Erst lange danach sollten die Einschränkungen bei der Versorgung der allgemein versicherten Patienten kommen.
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