TARCO ist bereit – die Verhandlungen mit den Tarifpartnern laufen weiter
Tarifrevision TARMED – Projekt TARCO

TARCO ist bereit – die Verhandlungen mit den Tarifpartnern laufen weiter

FMH
Ausgabe
2018/17
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.06682
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(17):536-537

Affiliations
Experte Abteilung Ambulante Versorgung und Tarife

Publiziert am 25.04.2018

Die FMH wird das Anfang 2017 gestartete Projekt TARCO im Juni 2018 wie ursprünglich geplant finalisieren und FMH-intern abschliessen. Der Abteilung Ambulante Versorgung und Tarife ist es somit gelungen, eine unter allen Fachgesellschaften akzeptierte Revision des Ärztetarifs TARMED durchzuführen. Nicht abgeschlossen und weiterhin am Laufen sind die Verhandlungen mit den Tarifpartnern. Diese werden voraussichtlich im August 2018 abgeschlossen werden können. Eine gemeinsame Einreichung der revidierten Tarifstruktur mit den Tarifpartnern ist ­deshalb erst per Ende 2018 möglich.
Nachdem die abstimmenden Mitglieder der FMH bei der Urabstimmung im Juni 2016 den erarbeiteten Revisionsvorschlag für den ambulanten ärztlichen Tarif mehrheitlich abgelehnt hatten, ereilte die Delegiertenversammlung im Herbst 2016 dem Zentralvorstand und der Abteilung Ambulante Versorgung und Tarife ein neues Mandat zur Fortsetzung der Tarifrevision. Im Januar 2017 starteten die Arbeiten im Rahmen des Projektes TARCO (= TARMED Consensus) mit allen Fachgesellschaften. Die Revisionsarbeiten haben dabei aber nicht von vorne begonnen; vielmehr haben die Experten der FMH sowie der Fachgesellschaften auf der Struktur ats-tms 1.1 aufgebaut und versucht, diese Struktur weiterzuentwickeln. Die Struktur wurde deshalb nur punktuell, das heisst, dort wo nötig und von den Fachgesellschaften gefordert, angepasst.

TARCO-Nomenklatur liegt vor

Mit den letzten Beschlüssen im Bereich der Nomenklatur konnten die Cockpit-Delegierten am 15. März 2018 die gesamte TARCO-Nomenklatur definitiv verabschieden. Dazu hatten die Delegierten unter anderem über das in der Zwischenzeit von fmCh und FMH definitiv fina­lisierte OP-Konzept zu befinden.
Die Experten der FMH hatten zusammen mit den Fachgesellschaften in ca. 40 Arbeitsgruppen sämtliche Kapitel aus der Vorgängerversion ats-tms 1.0 (TARVISION) überarbeitet und gemäss den Tarifierungsgrundsätzen revidiert.
Jedes Kapitel wurde jeweils einmal in einer der vier Vernehmlassungsphasen unter allen Fachgesellschaften vernehmlasst (siehe dazu auch weiter unten). Die Vernehmlassung dauerte insgesamt vom 19. April bis zum 4. Oktober 2017. Anschliessend wurden die eingegangenen Feedbacks von den zuständigen Arbeitsgruppen gesichtet und wo sinnvoll eingearbeitet.
Gegenüber der Version TARCO 0.1 mit 2673 Tarifpositionen (ats-tms 1.0 bzw. TARVISION) ist die Tarifstruktur um 66 Tarifpositionen auf 2736 Tarifpositionen (TARCO 2.2) erweitert worden. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass zuvor zusammengefasste Tarifpositionen aus sachlichen und Transparenzgründen wieder getrennt wurden. Im Vergleich dazu die Anzahl Tarifpositionen von TARMED:
– TARMED 01.08.00_BR:4519 Tarifpositionen
– TARMED 01.09.00_BR_KVG:4471 Tarifpositionen
→ Die finale TARCO-Nomenklatur kann von allen FMH-Mitgliedern unter folgendem Link abgerufen und heruntergeladen werden: https://online.cdm.smis.ch/owncloud/s/EdSiqHMMqaPUoZJ.

Stand der Verhandlungen innerhalb 
der ats-tms AG

Um keine Zeit zu verlieren, haben die FMH-Experten ­bereits Anfang 2018 die Verhandlungen im Bereich der Nomenklatur mit den Tarifpartnern curafutura, H+ und MTK wieder aufgenommen. Aktuell analysieren die Experten gemeinsam die in TARCO gemachten Änderungen.
Aufgrund der umfangreichen Änderungen konnte seitens der ats-tms AG bzw. der Tarifpartner noch keine abschliessende Beurteilung von TARCO vorgenommen werden. Die Arbeiten, in deren Rahmen unter anderem die TARCO-Vorschläge seitens FMH in die tarifpartnerschaftliche Tarifstruktur integriert werden sollen, ­werden mindestens bis zum Ende des 2. Quartals 2018 andauern. Damit ist klar, dass Mitte Juni 2018 seitens der ats-tms AG beim Bundesrat kein gemeinsamer ­Tarif der Tarifpartner eingereicht werden kann. Es ist vorgesehen, diesen gemeinsam ausgearbeiteten Tarif im Herbst 2018 den FMH-Organen vorzulegen. Eine ­gemeinsame Einreichung der Tarifstruktur durch die Tarifpartner zur Genehmigung beim Bundesrat wird deshalb erst Ende 2018 möglich sein.

Weiteres Vorgehen im Projekt TARCO

Das Projektsteuerungsorgan «Cockpit» hat an seiner Sitzung vom 15. März 2018 den Grundstein gelegt, dass die nun vorliegende Nomenklatur im Mai 2018 den FMH-Organen zur Beschlussfassung vorgelegt werden kann. Diesen Entscheid hat die Delegiertenversammlung am 22. März 2018 bestätigt. Noch ausstehend ist der Entscheid der Ärztekammer, der in einer Woche erfolgen soll. Bis Ende Juni 2018 soll die TARCO-Tarifstruktur dann inkl. Taxpunkte fertiggestellt werden, damit diese der Delegiertenversammlung vom 27. Juni 2018 zur Genehmigung vorgelegt werden kann. TARCO wird demnach, wie ursprünglich vorgesehen, FMH-intern noch im ersten Halbjahr 2018 in einer finalen Version vorliegen.
Während der Finalisierung der TARCO-Tarifstruktur können die Arbeiten und Verhandlungen mit den Tarifpartnern innerhalb der ats-tms AG parallel weitergeführt werden. Die FMH wird diese Verhandlungen innerhalb der ats-tms AG massgeblich vorantreiben, um das Ziel der Erarbeitung einer gemeinsamen Tarifstruktur gemäss Zeitplan und mit den vorgesehenen Milestones zu erreichen. Die gemeinsame Einreichung der Tarifstruktur mit den Tarifpartnern ist auf Ende 2018 vorgesehen.

Kostenmodell Ärztliche Leistung ­verabschiedet

Um das Projekt TARCO definitiv abschliessen zu können, müssen die Tarifpositionen jetzt noch mit den entsprechenden Spartenkostensätzen bewertet werden. Dazu hat das Projektsteuerungsorgan «Cockpit» an der Sitzung vom 15. März 2018 einen ersten Schritt gemacht: Die Delegierten haben mit der definitiven Festsetzung des Referenzeinkommens, der Jahres­arbeitszeit sowie dem spartenabhängigen Tarifwirksamkeitsindex alle zur Berechnung der Ärztlichen Leistung (AL) notwendigen Parameter bestimmt.
In den kommenden Wochen werden die Experten der FMH nun auch die Kostensätze für die Infrastruktur und Personalleistung (IPL) neu berechnen und mit den Tarifpositionen hinterlegen. Dazu wird in Zusammenarbeit mit der Ärztekasse aktuell das Kostenmodell KOREG aktualisiert. Sobald auch die endgültigen INFRA-Kostensätze fertig kalkuliert sind, werden diese den Fachgesellschaften mitgeteilt.
Sobald die Fachgesellschaften den Spartenkostensätzen für ihre zugeteilten Sparten zugestimmt und sie unterzeichnet haben, ist ein weiteres Etappenziel erreicht. Ende Mai 2018 sollte das Cockpit dann die definitive und mit Taxpunkten bewertete Tarifstruktur endgültig genehmigen.

Plausibilisierung der Handlungsleistungen

Um der latenten Kritik an den Minutagen von Handlungsleistungen entgegenzuwirken, wurde die FMH beauftragt, das Basiskonzept für die Durchführung ­einer Plausibilisierung von Minutagen inkl. Guide­lines bei der Berner Fachhochschule (BFH) in Auftrag zu geben und zu finanzieren. Die Durchführung der Plau­sibilisierung liegt dann aber in der Verantwortung der Fachgesellschaften; die FMH hat hierbei eine beratende Funktion. Die Fachgesellschaften sind verpflichtet, die fünf volumenstärksten Handlungsleistungen in ihren Kapiteln innerhalb von zwei Jahren ab Finalisierung des Basiskonzepts zu plausibi­lisieren.
Die Experten der FMH sind aktuell daran, zusammen mit der BFH die generellen Vor­gaben für die Plausibilisierung auszuarbeiten. Der Prozess ist aber komplex und wird noch Zeit in Anspruch nehmen.

Quantitative Dignitäten

Das Leitungsgremium der AG Dignitäten hat gemäss Entscheid des Cockpits vom 31. August 2017 die drei ausgearbeiteten Konzepte nach dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch den Tarifpartnern innerhalb der ats-tms AG vorgestellt. Die Konzepte werden in die ­Verhandlungen mit den Tarifpartnern einfliessen.

TARCO als einzige Alternative
zum ­Amtstarif

Für die FMH ist eine umfassende Gesamtrevision des TARMED, gemeinsam mit allen Ärzteorganisationen und Tarifpartnern, nach wie vor der einzig richtige Weg. Nach dem Tarifeingriff des Bundesrates ist es noch wichtiger, jetzt endlich eine in sich geschlossene, sachgerechte und betriebswirtschaftliche Tarifstruktur einzureichen.
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