Vier Fragen an … Markus Hauser, Direktor des Kantonsspitals Glarus
1) Herr Hauser, der Anteil der deutschen Spitalmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Glarus liegt bei knapp 30 Prozent. Wo liegen für Sie die Vorteile?
Es handelt sich um gut ausgebildete Fachkräfte, die Deutsch sprechen. Sie sind nicht wegzudenken, da wir ansonsten den Bedarf an medizinischem Personal nicht decken könnten. Denn in der Schweiz wurden in der Vergangenheit zu wenig Ärzte ausgebildet.
2) Und die Nachteile? Ein kleiner Teil unserer Patienten würde sich als Ansprechpersonen vielleicht Schweizer wünschen, die Mundart sprechen. Deutsche Staatsangehörige brauchen manchmal auch etwas Zeit, um sich allgemein mit der Schweizer Kultur und im Speziellen mit der Unternehmenskultur zurechtzufinden.
3) Was macht die Schweiz für deutsche Fachkräfte des Gesundheitswesens so attraktiv?
Deutsche Staatsangehörige, die sich mit den Arbeitsbedingungen und dem Image des deutschen Gesundheitswesens nicht mehr identifizieren können, finden in der Schweiz eine gute Alternative. Das deutsche Gesundheitswesen hat sich auf «Kostenminimierung» fokussiert. Darunter gelitten haben Arbeitsplatzsicherheit, Löhne, Arbeitsprozesse wie in Produktionsbetrieben, Qualität, Patientenbeziehungen, Branchenimage und vieles mehr. Wer möchte noch in einer solchen Kultur arbeiten? Arbeitskräfte wandern ab – entweder in die Schweiz oder aus dem Beruf.
4) Was halten Sie von den Aussagen des deutschen Gesundheitsministers?
Wenn Herr Spahn nun um Verständnis für seine Pläne wirbt, habe ich dafür wenig Verständnis. Klar, ein gewaltiger Arbeitskräftemangel zeichnet sich in Deutschland ab – doch die Misere ist selbst gemacht. Und das Schlimmste: Die Schweiz ist auf gutem Weg, Deutschland nachzueifern. (leo)