Nach längerer schwerer Krankheit ist Prof. Dr. med. Peter Meier-Abt am 27. Mai im 75. Lebensjahr verstorben. Für alle, die Peter Meier-Abt als Visionär, unermüdlichen Schaffer und Vorantreiber seiner Ideen und Projekte gekannt haben, ein nur schwer vorzustellender und schwerwiegender Verlust.
Meier-Abt studierte 1967–1974 Medizin in Freiburg und Basel. Nach dem Staatsexamen erhielt er im Team von Prof. Dr. Urs A. Meyer in der Abteilung Klinische Pharmakologie des Universitätsspitals Zürich eine Einführung in die medizinische Grundlagenforschung. Die experimentellen Arbeiten zur Regulation der Cytochrom-P450-Hämproteine weckten sein Interesse an der Erforschung der biologischen Grundlagen von Krankheiten und der Pharmakologie und Toxikologie. Seine klinische Weiterbildung in Innerer Medizin erfolgte in Basel und Zürich. Von 1982 bis 1984 folgte ein Forschungsaufenthalt bei Prof. Dr. J. L. Boyer an der Liver Study Unit der Yale University School of Medicine in New Haven/USA.
Der Verstorbene erforschte während seines Aufenthaltes in Yale den hepatischen Transport von Gallensäuren und entwickelte und verfeinerte die Methoden zur Isolation von Membranvesikeln aus der Leber. Er konnte zeigen, dass Gallensäuren basolateral in die Hepatozyten via Natrium-Gradient und Ionenaustausch aufgenommen und kanalikulär unter ATP-Verbrauch ausgeschieden werden. Nach seiner Rückkehr nach Zürich 1984 setzte Meier-Abt seine Forschungstätigkeit nahtlos fort. Seine Gruppe wurde weltweit führend in der molekularen Charakterisierung von Gallensäurentransportern. Mit Bruno Hagenbuch und Bruno Stieger in der Arbeitsgruppe gelang die Klonierung u.a. des natriumabhängigen Gallensäurentransporters NTCP, der OATP-Transporter (organic anion-transporting polypeptides) und des kanalikulären Gallensäurentransporters BSEP. Es zeigte sich, dass die Familie der OATP-Transporter wesentlich an der Aufnahme von Arzneistoffen in Hepatozyten beteiligt ist.
Die Entdeckung und Klonierung der Transporter NTCP, OATPs und BSEP erwiesen sich als bahnbrechend. Bis heute sind diese Transporter bei der Medikamentenentwicklung und als Ursache genetisch bedingter Leberkrankheiten wichtig, die die Gruppe von Meier-Abt unter Mitwirkung seines späteren Nachfolgers Gerd Kullak-Ublick erforschte.
Meier-Abt leitete von 1984 bis 2005, dem Zeitpunkt seines Wechsels als Vizerektor für Forschung und Nachwuchsförderung an die Universität Basel, die Abteilung Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital Zürich. Daneben leitete er von 1989 bis 2003 das toxikologische Informationszentrum als medizinischer Direktor und präsidierte mehrfach die Sektion für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Schweizerischen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie. Er engagierte sich stark für die Verbesserung der Klinischen Forschung, z.B. mit der Gründung des Zentrums für Klinische Forschung am Universitätsspital Zürich und als Präsident der Swiss Clinical Trial Organisation. Von seiner immensen Erfahrung profitierten unter anderem die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften, welche er von 2011 bis 2016 präsidierte, und die Ethikkommission des Kantons Zürich, deren Präsident er für rund eine Dekade war.
Ein Nachruf wäre unvollständig, ohne die menschlichen Seiten von Meier-Abt hervorzuheben. Persönliche Anliegen seiner Mitarbeitenden nahm er stets ernst. Er verfügte über einen scharfsinnigen Humor, war ein hervorragender Musiker und gab dieses Talent an seine beiden Töchter weiter. Seiner Ehefrau Andrée und seinen beiden Töchtern Fabienne und Carole sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus.
Mit dem Hinschied von Peter Meier-Abt haben die medizinische Wissenschaft der Schweiz und insbesondere auch die Klinische Pharmakologie und Toxikologie einen sehr bedeutenden Repräsentanten verloren. Seine Ideen und sein Werk werden uns auch in Zukunft begleiten. Wir sind ihm gegenüber zu tiefem Dank verpflichtet und halten ihn in bester Erinnerung.
PD Dr. med. Alexander Jetter, Prof. Dr. med. Stephan Krähenbühl, Prof. Dr. med. Gerd A. Kullak-Ublick, Prof. Dr. med. Urs A. Meyer, Prof. Dr. Bruno Stieger
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