Die Diskussionen in der SÄZ kreisen seit Wochen um das juristische und ethische Dilemma von Impfobligatorium, Verhältnismässigkeit von Zwang und so weiter. Diese Diskussion zielt nur einseitig auf eine Facette des Problems, in dem wir uns zurzeit befinden.
Die Coronavirus-Pandemie in der Schweiz ist ein weiteres Mal aus dem Ruder gelaufen. Die schweizerische Politik hat es nicht geschafft, mit angemessenen und rechtzeitigen Massnahmen die Bevölkerung und die Spitäler vor einer weiteren Covid-19-Welle zu schützen. Die Politik ist für alle Menschen im Staat verantwortlich. Sie kann sich nicht nur explizit der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie widmen. Politiker müssen ausserdem für ihre Entscheide die Verantwortung gegenüber der Bevölkerung wahrnehmen.
Wie steht es eigentlich mit der Impfkommission? Hätte man die Impfung mit der dritten Dosis (auch als Booster bezeichnet) nicht früher propagieren können? Wieso hat die Impfkommission keine «Ad-hoc-Corona/Covid-19-Gruppe» geschaffen, in der ein Geriater, ein Epidemiologe, ein Intensivmediziner, ein Notfallmediziner, eventuell ein Pflegeheimexperte beisitzen? Wieso wurde die Impfung für Kinder unter 12 Jahren erst jetzt freigegeben, wo es schon zu spät ist, um die Durchseuchung in den Schulzimmern und den Familien der Kinder zu verhindern? Nicht nur die Politik ist zu spät, auch alle Impf-Massnahmen, die einfach, kostengünstig und verhältnismässig gewesen wären, wurden versäumt. Empfehlungen wurden zu spät und zu zögerlich herausgegeben, um die impfwillige Bevölkerung adäquat zu schützen. Wer trägt dafür die Verantwortung?
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