Publikation FMH-Geschäftsbericht 2023

Publikation FMH-Geschäftsbericht 2023

Aktuell
Ausgabe
2024/16
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2024.1407370711
Schweiz Ärzteztg. 2024;105(16):26-29

Affiliations
Generalsekretär der FMH

Publiziert am 17.04.2024

Ärztliche Rahmenbedingungen
Die FMH setzt sich seit jeher für attraktive Arbeitsbedingungen für die Ärzteschaft ein, dies wirkt auch dem Ärztemangel entgegen. Gefragt sind moderne Arbeitszeitmodelle, Abbau von Bürokratie, Abwehr einer politisch geforderten, nicht zielführenden Mikroregulierung, nutzenbringende Digitalisierung sowie endlich zeitgemässe, entwicklungsfähige und sachgerechte Tarife.
Bessere Rahmenbedingungen für die Ärzteschaft, ausreichende Finanzierung und angemessene Tarifierung der Gesundheitsleistungen oder nutzenbringende Digitalisierung – in diesen Bereichen war die FMH im 2023 besonders gefordert.
Das Schweizer Gesundheitswesen ist in hohem Masse von ausländischen Fachkräften abhängig. In der Schweiz sind derzeit 40 000 Ärzte und – erfreulicherweise immer mehr – Ärztinnen berufstätig. Gleichzeitig gibt es besorgniserregende Trends: Ein hoher Anteil der Ärzteschaft ist über 60 Jahre alt, der Bedarf nach medizinischer Versorgung steigt und die Hausarztdichte bleibt niedrig.
Die FMH setzt sich seit jeher für attraktive Arbeitsbedingungen für die Ärzteschaft ein. Gefragt sind moderne Arbeitszeitmodelle, Abbau von Bürokratie, Abwehr einer politisch geforderten, nicht zielführenden Mikroregulierung, nutzenbringende Digitalisierung sowie endlich zeitgemässe, entwicklungsfähige und sachgerechte Tarife.

Gute Arbeitsbedingungen und adäquate Tarife für Ärztinnen und Ärzte sind das beste Mittel gegen den Ärztemangel.

Zum ambulanten Arzttarif TARDOC: Zum ersten Mal wurde er 2019 beim Bundesrat eingereicht. Nun liegt seit Dezember 2023 die fünfte Version vor. Eingereicht von FMH, SWICA, MTK und curafutura. Diese fünfte Version erfüllt sämtliche Auflagen, kann kostenneutral überführt werden und würde die Kosten in Zukunft monitorisieren. Derzeit gibt es keine andere Tarifstruktur, welche die ambulanten ärztlichen Leistungen vollständig und aktuell abbildet. TARDOC ist somit Voraussetzung für die sachgerechte und entwicklungsfähige zukünftige Versorgungssicherstellung über alle Fachrichtungen hinweg. Nun ist es am Bundesrat, diesen Vorschlag zu genehmigen.
In ihrer Öffentlichkeitarbeit geht die FMH mit einem Podcast und einer Kommunikationskampagne neue Wege: Seit Anfang 2023 läuft der Gesundheits-Podcast «An meiner Seite». Jede Episode beleuchtet eine individuelle Patientinnen- oder Patientengeschichte und gibt Einblicke in die Herausforderungen und Erfahrungen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Die mehrjährige Kommunikationskampagne «Für Sie» zeigt ein differenziert und mit einer Prise Humor die enormen ärztlichen Leistungen und warum dafür gute berufliche Rahmenbedingungen nötig sind.
Mehr zu diesen und weiteren Themen finden Sie im vorliegenden Geschäftsbericht (https://report2023.fmh.ch/index.cfm) Wir wünschen Ihnen eine interessante und aufschlussreiche Lektüre.

Januar

Lancierung des FMH-Podcast «An meiner Seite»: Die FMH startet am 11. Januar 2023 den Gesundheits-Podcast «An meiner Seite». Darin wird erzählt, wie Patientinnen und Patienten gemeinsam mit ihren Ärztinnen und Ärzten Tag für Tag für eine möglichst gute Gesundheit und Lebensqualität zusammenarbeiten. Jede Episode beleuchtet eine individuelle Patientengeschichte und bietet Einblicke in die praktischen Herausforderungen und Erfahrungen im Gesundheitswesen. Der Podcast stellt einen wichtigen Schritt der FMH dar, um die Öffentlichkeit über die vielfältige Gesundheitsversorgung zu informieren und die Stimmen von Patienten und Ärzten zu stärken.

Februar

Übergabe der finalen Version von TARDOC an die OAAT: Die Tarifpartner FMH und curafutura haben die finale Version des neuen Arzttarifs TARDOC an die Organisation ambulante Arzttarife (OAAT) übermittelt. Diese neue Version (V1.3.1) beinhaltet die vom Bundesrat geforderten Anpassungen zur Gewährleistung der Kostenneutralität sowie Konzepte für die Weiterentwicklung des TARDOC nach dessen Inkrafttreten. Mit diesen Ergänzungen ist der TARDOC als Einzelleistungstarif bereit, in der zweiten Hälfte 2023 dem Bundesrat zur Genehmigung vorgelegt zu werden.

März

FMH-Ärztestatistik 2022 offenbart geringe Hausarztdichte und grosse Auslandabhängigkeit: Die FMH-Ärztestatistik 2022 zeigt, dass in der Schweiz 40 002 Ärztinnen und Ärzte tätig sind. Das sind 780 oder 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz einer erfreulichen Zunahme des Frauenanteils gibt es besorgniserregende Trends: Ein Viertel der Ärzteschaft ist über 60 Jahre alt, die Hausarztdichte bleibt niedrig und die Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften wächst. Gleichzeitig nehmen die Arbeitspensen und die geleisteten Stunden seit Jahren ab, was zu einer geringeren Wochenarbeitszeit führt. Die Ärztedichte liegt im Durchschnitt bei 4,6 Ärztinnen und Ärzten pro 1000 Einwohner. Das ist vergleichbar mit den Nachbarländern.

April

Stellungnahme zur Plausibilisierung der ambulanten Pauschalen: Damit ärztlich-medizinische Anliegen und Voraussetzungen für sachgerechte und praktikable ambulante Pauschalen in deren Entwicklung einfliessen, hat die FMH im Rahmen des Konsultationsverfahrens der solutions tarifaires suisses SA (sts SA) Stellung genommen. Übergeordnet anerkennt die FMH ambulante Pauschalen und betont noch einmal, dass für homogene und gut abgrenzbare ärztliche Leistungen eine Pauschalisierung sinnvoll und nötig ist. Zudem hat die FMH mit der Unterstützung der FMCH eine Taskforce «Ambulante Pauschalen» zusammengestellt, in der alle Fachgesellschaften vertreten sind. Expertinnen und Experten der FMH haben gemeinsam mit den Delegierten der Fachgesellschaften die vorhandenen ambulanten Pauschalen pro Fachgebiet differenziert analysiert, plausibilisiert und jeweils eine spezifische Stellungnahme zuhanden der sts SA verfasst.

Mai

Zunehmende Nachfrage nach ärztlichen Leistungen: Das FMH-Tarifmonitoring zeigt, dass 2022 zwei Phänomene aufeinandertrafen: die hohe Nachfrage von Patientinnen und Patienten nach ärztlichem Rat sowie der seit Jahren steigende Mangel an Grundversorgerinnen und Grundversorgern. Die Zahl der Patientinnen und Patienten stieg 2022 doppelt so stark wie in den Jahren zuvor, bei den Haus- und Kinderärzten sogar viermal so stark. Die Kosten pro Patientin und Patient sind dabei stabil, aktuell leicht sinkend. Die Anzahl der Personen, die ärztlichen Rat benötigten, ist stark gestiegen, was sich auf die Gesamtkosten auswirkt.

Juni

Ja-Parole der FMH zum Klima- und Innovationsgesetz: Die Ärztekammer beschliesst die Ja-Parole zum «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit». Diese Entscheidung reiht sich ein in das Engagement der FMH für den Gesundheitsschutz und die Chancengleichheit im Gesundheitswesen, verbunden mit der Verantwortung für eine gesunde und intakte Umwelt.

August

Lancierung des «Innovation Qualité 2024»-Preises: Die FMH schreibt den Qualitätspreis «Innovation Qualité 2024» aus, um innovative und qualitativ hochwertige Projekte im Schweizer Gesundheitswesen zu fördern und auszuzeichnen. Mit diesem Schritt unterstreicht die FMH ihr Engagement für die Förderung von digitaler Innovation und Patientensicherheit. Die Einladung an Gesundheitsfachleute, ihre praxisbewährten Projekte einzureichen, stärkt die Vernetzung und den fachlichen Austausch.

September

Kleinerer Prämienanstieg wäre möglich: Der Bundesrat hat die mittlere Prämie für das Jahr 2024 festgelegt. Erneut kommt es zu einem Anstieg der Prämien. Das müsste nicht sein. Wichtige Reformen des Gesundheitswesens könnten massgeblich dazu beitragen, den Prämienanstieg zu dämpfen – beispielsweise die ambulante Tarifrevision oder die Finanzierungsreform zur einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS) –, doch sie werden blockiert.

Oktober

TARDOC ist bereit zur Einführung ohne Mehrkosten: Die Delegiertenversammlung der FMH stimmt der neuen Version von TARDOC (1.3.2) sowie dem angepassten Konzept zur kostenneutralen Überführung zu. Die neue Einzelleistungstarifstruktur TARDOC soll somit in dieser Version gemeinsam mit Tarifpartnern zur Genehmigung beim Bundesrat eingereicht werden. Zudem unterzeichnet die FMH das gemeinsame Dachschreiben aller Tarifpartner, in dem die gegenseitige Anerkennung der durch den Bundesrat genehmigten ambulanten Tarifstrukturen zugesichert wird. Die FMH erachtet ambulante Pauschalen für medizinische Leistungen, die klar abgrenzbar sind, in einer grossen Menge und in einer ressourcenintensiven Infrastruktur erbracht werden, als sinnvoll und sachgerecht – wenn gleichzeitig die medizinische und kostenbezogene Homogenität gewährleistet ist. Eine Mitunterzeichnung des vorliegenden Genehmigungsgesuchs der ambulanten Pauschalen (Version 1.0) lehnt die Ärzteschaft ab.

November

Fachkräftemangel gefährdet die gute Versorgungsqualität: Aus einer jährlich im Auftrag der FMH durchgeführten repräsentativen Studie geht hervor, dass sich der Fachkräftemangel in den Augen der befragten Ärzteschaft dramatisch zuspitzt. Es besteht die Sorge, ob auch in Zukunft genügend Ärztinnen und Ärzte für eine optimale Versorgung der Bevölkerung rekrutiert werden können. Gelingt es der Schweiz nicht, künftig ausreichend und gut qualifizierte Fachpersonen aus- und weiterzubilden und Ärztinnen und Ärzte im Beruf zu halten, wird die Versorgungslücke gravierend sein. Es gilt deshalb, die Arbeitsbedingungen für die Ärzteschaft attraktiv zu halten, beispielsweise mit zeitgemässen Arbeitszeitmodellen und nutzenbringender Digitalisierung. Dazu gehört auch, unnötigen Bürokratieaufwand zu vermeiden.

Dezember

Anpassung bei Medikamenten-Vertriebsmargen: Der Bundesrat gibt grünes Licht und fördert damit Generika – davon profitieren Patientinnen und Patienten, aber auch Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. Diese Massnahme verspricht sofortige Kostensenkungen um 60 Millionen Franken und langfristige Einsparungen von mehreren 100 Millionen Franken. Durch die Reduzierung des Fehlanreizes, mehr an Originalmedikamenten zu verdienen, können kostengünstigere Generika bevorzugt abgegeben werden. Dieser Schritt, unterstützt von der FMH und weiteren Akteuren, dämpft nicht nur die Kosten, sondern steht für eine erfolgreiche Konsensbildung von Akteuren im Gesundheitswesen.
Verabschiedung der EFAS-Reform: EFAS, die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen, hat nach 14 Jahren die letzte Hürde im Parlament genommen. Die FMH ist erfreut über die Verabschiedung dieser zentralen Reform für das Schweizer Gesundheitssystem. In der EFAS-Allianz mit 22 Akteuren hat sie sich für diese Reform starkgemacht, damit bestehende Fehlanreize aufgrund der unterschiedlichen Finanzierung von stationären und ambulanten Leistungen behoben werden. Bis zum Start ist die Branche gefordert, die nötigen Arbeiten für eine erfolgreiche Umsetzung zu erledigen.
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